Ich war baff, als ich diese Arbeit im New Yorker MoMA sah, und wäre es nicht eine Jackson Pollock-Ausstellung gewesen, niemals hätte ich sie ihm zugeordnet. Mal ehrlich wäre einer von euch drauf gekommen? Jackson Pollock – der Meister der Drip-Paintings, der Schwarz-Weiß-Kompositionen, dessen typische Arbeiten achtstellige Auktionsrekorde erzielen und der zu den bedeutendsten amerikanischen abstrakten Expressionisten zählt – hat doch nicht figurativ gearbeitet? Bestimmt ein Frühwerk? Nein, genau das Gegenteil ist der Fall. Er hat es 1953 gemalt, drei Jahre vor seinem tödlichen Autounfall. Zu jener Zeit hatte er sich bereits von den Action Paintings verabschiedet und war wohl auf der Suche nach etwas Neuem, einer anderen Richtung. Henry Matisse und dessen Vorliebe für die Farbe Schwarz inspirierten Pollock offensichtlich zu diesem Werk. So in etwa auch die Erläuterung in der Kurzbeschreibung neben dem Bild, das übrigens „Easter and the Totem“ heißt und heute zur MoMA-Sammlung gehört.
Vermutlich habe ich mich jetzt als Nicht-Pollock-Kenner geoutet, der zuvor noch nie eine Ausstellung von ihm besucht hat. Nichtsdestotrotz diese Arbeit hat es mir angetan, weil sie für mich unerwartet anders ist. Schade, dass Pollock nur ein Jahr danach (da war er gerade 42) das Malen ganz aufgegeben hat.
Bildnachweis/Photocredit: Jutta Kautny