Montag, 25. Februar 2013

Du erhältst einen Anruf ...


Obwohl ich hier normalerweise nicht in Tagebuchform schreibe, möchte ich es heute ausnahmsweise tun. Warum? Weil ich glaube, dass meine Geschichte einige von euch interessiert, vielleicht sogar genauso begeistert wie mich und weil es eine richtig schöne Idee ist, über die es sich zu berichten lohnt.

Kürzlich hatte ich Geburtstag und bekam von einer lieben Freundin einen Umschlag mit der Nachricht: Du erhältst einen Anruf. Wieso? Von wem? Was soll das denn sein? Auf mein drängendes Nachfragen erklärte sie mir, dass ich Teil eines Kunstwerks sein werde. Hilfe, ich will nicht irgendwo nackt herumstehen, um danach mit vielen anderen auf einem Foto verewigt zu sein, schoss es mir als Erstes durch den Kopf. Und wenn, dann bitte im sonnigen Süden! Vielleicht plant Yoko Ono etwas? Würde auch Sinn ergeben, denn sie ist gerade in Berlin und hat dazu noch am gleichen Tag wie ich Geburtstag. Ich grübelte, kam aber zu keinem brauchbaren Ergebnis. Der Anhaltspunkt war ja auch mehr als dürftig. Zwei Tage später klingelte mein Telefon und ein Typ aus Berlin meldete sich. Er sei die Galerievertretung von Tino Sehgal und überbringe mir ein Geschenk. In meinem Kopf ratterte es los: Keine Dokumentationen, keine Bilder, keine Materialien, sondern Menschen kreieren Situationen und vermitteln anderen damit besondere Erfahrungen – dafür steht Sehgal. Schließlich hatte ich hier schon einmal über seinen documenta-Beitrag gepostet. Der Anrufer (seinen Namen habe ich leider in der Aufregung nicht mitbekommen, er möge es mir verzeihen) begann mit Erklärungen über eine Kooperation mit dem Kunstmagazin Monopol, den Künstler und seine Arbeiten. Oh, ich platzte fast vor Neugierde, fiel ihm ins Wort (normalerweise bin ich wirklich nicht so unhöflich) und fragte: Was ist das Geschenk? Er antwortete mit einem Lachen: „Ein Wort von 123 Wörtern, die einen Absatz ergeben. Den Inhalt kennt nur der Künstler selbst“. Das Wort wolle er mir nun telefonisch übermitteln. Tat es und verabschiedete sich. Wow! Ich schrieb es schnell auf ein Post-it, denn mir war klar, das war’s und eine schriftliche Bestätigung kommt garantiert nicht. Ein echter Sehgal eben!   

Jetzt bin ich im Besitz eines Wortes, das ich hier natürlich nicht verraten kann, das aber irgendwann mit all den anderen Wort-Besitzern zusammengeführt wird, sodass wir alle erfahren werden, was drin steht in dem Absatz. Ich bin Teil eines Kunstwerks, toll! Ein großes Dankeschön für dieses wunderbare Geschenk.

Für den Fall, dass ihr auch ein Wort kaufen oder verschenken wollt, bei der Monopol-Edition gibt's noch welche. 

Sonntag, 3. Februar 2013

Yoko Ono kommt nach Frankfurt

Mit einem Invitation Piece und einer Aufforderung zum Wünschen lädt sie zur Eröffnung ihrer Ausstellung in die Schirn Kunsthalle Frankfurt – typisch Yoko Ono. Menschen zum Mitdenken, Nachdenken und Handeln auffordern, ist ganz häufig Teil ihrer Kunst. Wer Yoko Ono die Feministin, die Menschenrechtlerin, die Umweltschützerin, die Friedensaktivistin und Musikerin kennt, nicht aber die außergewöhnliche Konzeptkünstlerin, hat ab dem 15. Februar in Frankfurt die Chance. Was euch erwartet? Rund 100 Objekte, Filme, raumfüllende Installationen, Fotos, Zeichnungen und Textarbeiten sowie ein eigener Musikraum, so steht es jedenfalls in der Presseinformation zur Ausstellung. Lassen wir uns überraschen.

Yoko Ono. Half-A-Wind Show. Eine Retrospektive zu sehen vom 15. Februar bis 12. Mai 2013 in der Schirn Kunsthalle Frankfurt


Bildnachweis/Photocredit: Jutta Kautny