Obwohl ich
hier normalerweise nicht in Tagebuchform schreibe, möchte ich es heute ausnahmsweise tun. Warum? Weil ich glaube, dass meine Geschichte einige von euch interessiert, vielleicht sogar genauso begeistert wie mich und weil es eine richtig schöne Idee ist, über die es sich zu berichten lohnt.
Kürzlich hatte ich Geburtstag und bekam von einer lieben Freundin einen Umschlag mit der Nachricht: Du
erhältst einen Anruf. Wieso? Von wem? Was soll das denn sein? Auf mein drängendes Nachfragen erklärte sie mir, dass ich Teil eines Kunstwerks sein werde. Hilfe, ich will
nicht irgendwo nackt herumstehen, um danach mit vielen anderen auf einem Foto verewigt zu sein, schoss es
mir als Erstes durch den Kopf. Und wenn, dann bitte im sonnigen Süden! Vielleicht plant Yoko Ono etwas? Würde auch Sinn
ergeben, denn sie ist gerade in Berlin und hat dazu noch
am gleichen Tag wie ich Geburtstag. Ich grübelte, kam aber zu keinem brauchbaren
Ergebnis. Der Anhaltspunkt war ja auch mehr als dürftig. Zwei Tage später klingelte
mein Telefon und ein Typ aus Berlin meldete sich. Er sei die Galerievertretung
von Tino Sehgal und überbringe mir ein Geschenk. In meinem Kopf ratterte es
los: Keine Dokumentationen, keine Bilder, keine Materialien, sondern Menschen
kreieren Situationen und vermitteln anderen damit besondere Erfahrungen – dafür steht Sehgal. Schließlich hatte ich hier schon einmal über seinen documenta-Beitrag gepostet.
Der Anrufer (seinen Namen habe ich leider in der Aufregung nicht mitbekommen,
er möge es mir verzeihen) begann mit Erklärungen über eine Kooperation mit dem
Kunstmagazin Monopol, den Künstler und seine Arbeiten. Oh, ich platzte fast vor
Neugierde, fiel ihm ins Wort (normalerweise bin ich wirklich nicht so
unhöflich) und fragte: Was ist das Geschenk? Er antwortete mit einem Lachen: „Ein Wort von
123 Wörtern, die einen Absatz ergeben. Den Inhalt kennt nur der Künstler selbst“.
Das Wort wolle er mir nun telefonisch übermitteln. Tat es und verabschiedete
sich. Wow! Ich schrieb es schnell auf ein Post-it, denn mir war klar, das war’s und eine schriftliche Bestätigung kommt garantiert nicht. Ein echter
Sehgal eben!
Jetzt
bin ich im Besitz eines Wortes, das ich hier natürlich nicht verraten kann, das aber irgendwann mit all den anderen Wort-Besitzern zusammengeführt wird, sodass wir alle erfahren werden, was drin steht in dem Absatz. Ich bin Teil eines
Kunstwerks, toll! Ein großes Dankeschön für dieses wunderbare Geschenk.
Für den Fall, dass ihr auch ein Wort kaufen oder verschenken wollt, bei der Monopol-Edition gibt's noch welche.
Für den Fall, dass ihr auch ein Wort kaufen oder verschenken wollt, bei der Monopol-Edition gibt's noch welche.
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