Samstag, 30. April 2016

Das soll von Jackson Pollock sein?







































Ich war baff, als ich diese Arbeit im New Yorker MoMA sah, und wäre es nicht eine Jackson Pollock-Ausstellung gewesen, niemals hätte ich sie ihm zugeordnet. Mal ehrlich wäre einer von euch drauf gekommen? Jackson Pollock – der Meister der Drip-Paintings, der Schwarz-Weiß-Kompositionen, dessen typische Arbeiten achtstellige Auktionsrekorde erzielen und der zu den bedeutendsten amerikanischen abstrakten Expressionisten zählt – hat doch nicht figurativ gearbeitet? Bestimmt ein Frühwerk? Nein, genau das Gegenteil ist der Fall. Er hat es 1953 gemalt, drei Jahre vor seinem tödlichen Autounfall. Zu jener Zeit hatte er sich bereits von den Action Paintings verabschiedet und war wohl auf der Suche nach etwas Neuem, einer anderen Richtung. Henry Matisse und dessen Vorliebe für die Farbe Schwarz inspirierten Pollock offensichtlich zu diesem Werk. So in etwa auch die Erläuterung in der Kurzbeschreibung neben dem Bild, das übrigens „Easter and the Totem“ heißt und heute zur MoMA-Sammlung gehört.

Vermutlich habe ich mich jetzt als Nicht-Pollock-Kenner geoutet, der zuvor noch nie eine Ausstellung von ihm besucht hat. Nichtsdestotrotz diese Arbeit hat es mir angetan, weil sie für mich unerwartet anders ist. Schade, dass Pollock nur ein Jahr danach (da war er gerade 42) das Malen ganz aufgegeben hat.


Bildnachweis/Photocredit: Jutta Kautny 

Sonntag, 17. April 2016

Isa Genzken in voller Blüte

Sind sie nicht wunderschön? Zugegeben der unglaubliche New Yorker Märzhimmel (ich habe das Bild nicht bearbeitet, ich schwör's) unterstreicht ihre Schönheit zusätzlich. Die beiden Orchideen wirken aufgrund der zehn Meter Höhe als hätte sie ein Außerirdischer an den südöstlichen Eingang des Central Parks gestellt, um die Menschen mit einem ganz besonderen Geschenk zu beglücken. Dass dem nicht so ist, wissen vor allem jene, die sie bereits letztes Jahr auf der Biennale in Venedig gesehen haben.

Isa Genzken in NYC
Isa Genzken hat sich den Blumengruß ausgedacht. Vor über zwanzig Jahren realisierte die in Bad Oldeslohe geborene und heute in Berlin lebende Künstlerin ihre erste Blumenskulptur – eine einzelne acht Meter hohe rote Rose, die ich zum ersten Mal vor der Glashalle der Leipziger Messe entdeckte. Ein Symbol der Liebe, ein Hauch von Poesie an einem Ort wie diesem. Sie blieb mir in Erinnerung, obwohl es viele Jahre her ist. Der Kontrast, das Überraschende, das Proportionen auf den Kopf stellen – das alles passt zu Isa Genzken und ihrem Werk. Auch ihre Orchideen sind ein Kontrastprogramm an dieser Stelle und schaffen es, sich gegen die Wolkenkratzer Manhattans zu behaupten. Man sieht sie schon von Weitem, beim Näherkommen werden sie imposanter und alles drumherum kleiner. Ob das auch für den Central Park gelte, wurde die Künstlerin während des Artist Talks in New York, organisiert durch den Public Art Fund, gefragt und reagierte mit einem verschmitzten Lächeln.

Heute hat die 67-Jährige mehr als einen Grund zu lächeln
. Ihre Ausstellungsliste der letzten drei Jahre liest sich wie das „Who's who“ der internationalen Museumslandschaft. Angefangen beim New Yorker MoMA über das Frankfurter MMK und das Amsterdamer Stedelijk Museum bis hin zur Bundeskunsthalle in Bonn und aktuell die große Retrospektive im Berliner Martin-Gropius-Bau. Die Zeit und die Menschen scheinen reif zu sein für Schaufensterpuppen in trashigen Klamotten (Schauspieler), überdimensionale Mikadostäbe (Ellipsoide und Hyperbolos), Architekturmodelle aus Pizzakartons (Fuck the Bauhaus) und Betonblöcke mit Antennen (Weltempfänger). Seit ihr das auch? Ich jedenfalls bin es und habe „Mach Dich hübsch“ in Berlin fest eingeplant. Zu sehen bis 26. Juni.


Und alle, die bis zum 21. August nach New York reisen, kommen an den Two Orchids auf der Doris C. Freedman Plaza (an der Ecke 5th Avenue und Central Park South) sowieso vorbei. Wo sie danach zu sehen sein werden? Vielleicht im Skulpturengarten des Museum of Modern Art? Da wären sie in guter Gesellschaft, denn auch die United Enemies von Thomas Schütte sind dahin umgezogen.




Bildnachweis/Photocredit:
oben: Jutta Kautny
unten: Ausstellungsansichten aus der Retrospektive im MoMA 2013/2014, alle Jutta Kautny